Seit vielen Jahren sind der Circus Waldoni aus Darmstadt und die Stiftung Childaid Network, beide im Einsatz für Kinder und Jugendliche, freundschaftlich verbunden. Im September dieses Jahres hatte sich erneut eine Gruppe Waldoni-Freiwilliger zusammengetan, um zwei Wochen lang mit Kindern der Amguri-Schule im Westen von Assam eine gemeinschaftliche Zirkusvorführung zu erarbeiten.
Der Circus Waldoni zu Besuch in Amguri
Intensive Vorbereitungen
Alle unsere Trainerinnen und Trainer sind zwar erfahren im Umgang mit großen Gruppen von Kindern und Jugendlichen, aber die kulturellen und logistischen Besonderheiten der Situation im ländlichen Assam waren neu für uns und mussten bedacht und berücksichtigt werden. Dafür trafen wir uns mit ehemaligen Waldoni-Engagierten, die uns von ihren Erfahrungen vor Ort berichteten, sammelten benötigte Ausrüstungsgegenstände, entwarfen Trainingspläne und kochten gemeinsam indische Gerichte.
Flexibilität gefragt
Geplant war unsere Reise für Anfang September, doch die indischen Behörden ließen sich Zeit mit der Ausstellung unserer Visa. Dies führte leider dazu, dass statt acht nur vier Mitglieder unserer Zirkusteams reisen konnten. Als wir eintrafen, wollten 200 hoch motivierte Internatskinder an den Trainings teilnehmen – und mussten gleichzeitig noch für ihre Examina lernen. Das verlangte von uns allen großen Einsatz, Improvisationstalent und Kreativität. Die Kleinen integrierten wir mit Spielen und Sport, mehr als 100 Kinder glänzten dann auf der Bühne.
Resilienz und Selbstbewusstsein
Bei unserem Zirkusprojekt geht es weder um Höchstleistung noch um Konkurrenz. Es geht darum, durch positive Erlebnisse und Erfahrungen sowohl in der Gruppe als auch an sich selbst zu wachsen. Jedes Kind wird in das Projekt integriert, ist einzigartig und zugleich Teil eines gemeinsam entwickelten Gesamtkunstwerkes. Die Kinder erfahren: Zirkusarbeit ist echte Teamarbeit und kann gegenseitiges Vertrauen und das eigene Selbstwertgefühl enorm stärken. Das ist besonders wichtig für die Kinder, die am Rande der Gesellschaft leben und sonst wenig Anerkennung bekommen – bei uns genauso wie in Assam.
Das große Finale
Auf vieles waren wir nach zwei ausgefüllten Trainingswochen vorbereitet, aber dass die Abschlussvorstellung der Kinder vor mehr als 2.000 Eltern, Lehrkräften und Menschen aus der Nachbarschaft stattfand, hat uns zutiefst beeindruckt. Es wurde ein echtes Zirkusspektakel: Wir hatten gemeinsam in den zwei Wochen sehr viel gelernt und geübt.
Eingebettet in ein buntes Kulturprogramm mit traditionellen Tänzen glänzten die Nachwuchs-Zirkuskinder nun hoch oben am Seil oder auf dem Trapez, balancierten mit bunten Stoffen und Bällen auf den Schwebebalken oder errichteten riesige Kinderpyramiden. Veränderung Der Abschied fiel uns allen schwer. Wir nehmen bunte, intensive Erinnerungen an die Arbeit mit den Kindern und ihre Besonderheiten mit nach Hause. Auch machten wir die Erfahrung, dass vieles, was für uns selbstverständlich ist, für diese Kinder Luxus ist. Und es war einmal mehr ein Geschenk, erleben zu dürfen, wie die Kinder durch die spielerisch-kreative Zirkus-Arbeit über sich selbst hinaus wachsen können.