36. Königsteiner Salon mit Bettina Stark-Watzinger

Koenigsteiner Salon mit Bettina-Stark-Watzinger

Jedes Kind hat ein Grundrecht auf gute Bildung. So steht es in Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention. Alle Länder der Erde haben ihren Kindern dort eine kostenlose, gute Grundbildung versprochen. Und es ist erwiesen: Qualitativ hochwertige Bildung ist die Grundlage für Wohlstand, Gesundheit und verantwortliches Handeln in der Gesellschaft.

Bildung als Grundrecht und gesellschaftliche Herausforderung

Doch immer noch gehen mehr als 250 Millionen Kinder nicht zur Schule. Ein Viertel der Grundschüler in Deutschland lernt nicht richtig lesen und rechnen. Und in Südasien erwirbt nur eines von fünf Kindern auch bei regelmäßigem Schulbesuch diese Grundfertigkeiten. Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, reflektierte beim 36. Königsteiner Salon welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um gute Bildung für alle zugänglich zu machen.

Rund 80 Interessierte folgten dem Vortrag von Frau Stark-Watzinger, die sich hauptsächlich auf Bildungsgerechtigkeit in Deutschland und unsere Verantwortung für die nächste Generation fokussierte. Schulen und Kindergärten seien aufgrund bürokratischer Hürden bei der Umsetzung von innovativen Konzepten einer großen Belastung ausgesetzt. Dies sei eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland und zeige, dass auf politischer Ebene zu wenig für Bildung getan werde.

Frühkindliche Bildung im Fokus

Frau Stark-Watzinger führte weiter aus, dass es vor dem Hintergrund der Diversität in unserer heutigen Gesellschaft wichtig sei, bereits ab dem dritten Lebensjahr frühkindliche Bildung zu ermöglichen. Die Kinder sollten vor der Einschulung auf den gleichen Sprach- und Allgemeinwissensstand gebracht werden, um einen gleichberechtigten Start in die Grundschule sicherzustellen. Hierzu fehlten allerdings tausende Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher in den Bildungseinrichtungen. Diese Lücke im Bildungssystem verstärke bereits existierende Probleme, wie beispielsweise die Korrelation zwischen Herkunft und Bildungsferne.  
Es dauere vier Generationen, um dies zu überwinden – die Politik werde hier ihrem Anspruch, Bildungsgerechtigkeit herzustellen, nicht gerecht. Der reduzierte Bildungsstand bei Kindern führe in der Jugend und im Erwachsenenalter dazu, dass bornierten Informationen einzelner Medien geglaubt würden. So vertrauen seit der Corona-Pandemie nur noch 31 Prozent der Menschen der Wissenschaft und Forschung – ein Nährboden für ein anti-demokratisches Leben.

Die Ministerin präsentierte hierzu verschiedene Lösungsansätze. Das Beamtentum sei ein Auslaufmodell für Bildung. Andere nordeuropäische Länder hätten diesen Schritt bereits gemacht. Die Veränderungen in der Gesellschaft erforderten ganzheitliche Bildung. Kindereinrichtungen und Schulen müssten heute die unzureichende Vermittlung von Wissen im familiären Umfeld ausgleichen und für soziale Kompetenzen sorgen. Hierfür sollten mehr Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter die Schulen unterstützen.    

Digitalisierung als Chance und Herausforderung

Darüber hinaus gelte es, die digitale Welt so in die Bildung zu integrieren, dass es für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler förderlich sei. Beispielhaft führte Frau Stark-Watzinger hier das hessische Pilotprojekt „Digitale Welt“ an, das grundlegende Kompetenzen der Informatik mit ökonomischen und ökologischen Thematiken verbinde. Die Anzahl der daran teilnehmenden Schulen hätte sich aufgrund des großen Interesses von ca. 2.000 auf 4.000 verdoppelt. Allerdings zeige das dazu nötige vierhundertseitige Digitalpaket einmal mehr, wie sehr die Schulen unter Bürokratie leiden.  

Weitere Herausforderungen seien, dass es Jahre dauern werde, bis die Gehälter von Pädagogen angemessen erhöht würden und Erzieher ihre fünfjährige Ausbildung nicht mehr selbst bezahlen müssten. So könne man kaum mehr Menschen für diese Berufe gewinnen.

Resonanz und Ausblick

Die anschließende lebhafte Diskussion verdeutlichte, wie sehr das Thema Bildung jede und jeden in dieser Welt betrifft. Digitalisierung und dysfunktionale Systeme an den Schulen waren ebenso Bestandteile des Austausches wie Bildungsgerechtigkeit. Der Abend fand einen schönen Ausklang bei Imbiss und Gesprächen im Haus der Begegnung.

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