Die Folgen des zweiten Bebens am 12. Mai mit der Stärke 7,4 östlich von Kathmandu sind für Projekt katastrophal und tragisch. Das Epizentrum lag im Projektgebiet, wo Childaid Network mit Kinder-von-Bhandar aktiv ist. Schon das erste Beben hatte die 40 Schulen dort schwer beschädigt, viele Wände und Dächer zerstört. Die meisten Schulen waren unbenutzbar. Die Stöße in die angeschlagenen Strukturen gaben ihnen dann den Rest.
Unser Projektmanager Anup Shresta und unser Buchhalter Bhawan Maharjan waren am Vortag des Bebens mit einer weiteren Hilfslieferung aus Zeltplanen, Decken und Medikamenten nach Bhandar gereist. So waren sie Augenzeugen des Geschehens. „Nun ist alles kollabiert. Es steht kein Haus mehr. Auch das Waisenhaus ist nun zusammengebrochen“, berichtet Anup über Facebook. „Die Menschen sind verstört und traumatisiert. Die Regierung hatte ihnen gesagt, das Erdbeben sei vorbei und sie könnten wieder aufbauen. Nun wissen Sie nicht, wem sie vertrauen können und was sie weiter tun sollen.“ Und Bhawan ergänzt, dass die Menschen dort mehr Hilfe brauchen, insbesondere Planen für Notunterkünfte.
Die ersten Monsunregen haben nun eingesetzt. Eigentlich ist es die Zeit zum Säen und Pflanzen. Doch im Moment haben die Menschen andere Sorgen. Sie leben im Freien, unter notdürftig hergerichteten Unterständen, in den Viehställen oder in Erdlöchern, die mit Paneelen der Blechdächer der zusammengestürzten Häuser abgedeckt werden. Wie ernähre ich meine Kinder? Wie wärme ich sie in den schon kühlen Nächten in den Fußhügeln des Himalayas? Wie schütze ich die wenige Habe, die verblieben ist, vor dem Regen? Was machen wir, wenn die Regen stärker werden? Das sind die Fragen, die die Eltern umtreiben. Wir befürchten, wenn nun die Einsaat ausbleibt, dass die Situation bald noch schlimmer wird und auch das Essen ausgeht.
„Wir werden weiter Nothilfe leisten. Doch unsere Hilfe will weiter gehen. Wir wollen dazu beitragen, dass die zerstörten Strukturen wieder aufgebaut werden. In Kooperation mit der Organisation Ingenieure-ohne-Grenzen, die am 19. Mai nach Katmandu fliegen, und anderen Partnern, versuchen wir möglichst schnell vor Ort ein Team zu organisieren, das die Schäden detailliert bewertet, Pläne für den Wiederaufbau entwirft und den Neubau koordiniert“, meint Dr. Ute Nieschalk, ehrenamtlicher Vorstand von Childaid Network und Kinder-von-Bhandar.
„Die großzügigen Spenden der letzten Tage machen uns Mut, dass wir mit dieser Herausforderung nicht allein stehen und viele Menschen mitwirken werden“, berichtet Dr. Martin Kasper, gleichfalls ehrenamtlicher Vorstand von Childaid Network. „In den letzten zwei Wochen sind bereits über 130.000 € an Spenden für die Erdbebenopfer bei uns eingegangen, und weitere Unterstützung ist versprochen. Wir planen nun zunächst günstige Bambushütten, um eine Behelfslösung für Unterricht in der Regenzeit zu haben. Für den dauerhaften, hoffentlich auch erdbebensicheren Aufbau werden wir große Etats und einige Zeit benötigen. Erste Gespräche machen uns Hoffnung, dass wir die privaten Spenden durch staatliche Förderung so aufstocken können, dass wir die Spenden-Euros vervierfachen können.“
Martin Frenz, Dr. Martin Kasper, Dr. Ute Nieschalk