Erstmals war ich in der Regenzeit 2015 nach den Erdbeben im Auftrag von Childaid Network für eine mühevolle Evaluierung der Situation in der Projektregion. Schon damals war für mich vor Ort erfahrbar, welch tiefe Veränderungen die Projektarbeit von „Kinder-von-Bhandar“ und der Initiative „Kronberg für Eine Welt 96“ in dieser armen Bergregion bewirkt hatte: Schulen und Gesundheitsstationen waren gebaut worden, noch bevor die Regierung welche baute. Während zu Beginn kaum Schulen existierten und den Kindern die Grundbildung vorenthalten wurde, wurden nun nahezu alle Kinder der Region eingeschult.
Abishek Thapa
Projektkoordinator seit 2015
„Da die lokale Bevölkerung ansonsten keine Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung hat, ist sie dankbar, Kenntnisse und neue Fähigkeiten für ihre wirtschaftliche Entwicklung zu erwerben.“
Folgen des Erdbebens bremst noch immer die Entwicklung
In wenigen Minuten hatten die Beben 2015 Investitionen von Jahrzehnten zerstört. Auch die Schulen mussten neu aufgebaut werden. Wenn ich heute vor Ort bin, sehe ich, dass auch sechs Jahre später die Infrastruktur für Gesundheit und Verkehr noch stark beschädigt ist. Dem Staat fehlt das Geld, die Qualität der Bildung im ländlichen Bereich weiterzuentwickeln.
Strukturelle Probleme
Die Menschen sind arm, Flächen und Erträge reichen kaum, die eigene Familie zu ernähren. Für Ungelernte gibt es keine lokale Anstellung. Deswegen wandern immer mehr Jugendliche nach Kathmandu, nach Indien oder in den arabischen Raum ab, wo sie als Hilfsarbeiter ausgebeutet werden. Unsere Hilfe wird noch gebraucht!
Partner der Region
Unterstützt von vielen Freunden, hat Childaid Network 2015 schnell reagiert. Innerhalb von zwei Jahren haben wir zehn Schulen und das Kinderhaus erdbebensicher neu aufgebaut. Für mich war das eine Herkulesaufgabe, bei der mich Norbert Grobbel unterstützt hat. Danach pilotierten wir neue Projektansätze zur Verbesserung der Qualität der Schulen für mehr als 10.000 Kinder. Ich bin kein Pädagoge, aber dafür und für vieles mehr steht uns Hakimeh Yagootkar zur Seite.
Lebensgrundlagen schaffen
Auch im Bereich Berufsbildung haben wir neue Wege geebnet: Bis Ende 2021 werden 600 Jugendliche in der Region qualifiziert und sind in der Lage, ihr eigenes kleines Unternehmen zu gründen. 500 Bauern erhalten Fortbildungen in modernen landwirtschaftlich Methoden. Darauf sind wir stolz. Das im letzten Jahr gestartete Projekt zur Gesundheitsförderung wurde im Zuge der Corona-Pandemie besonders wichtig und auf Bitte der Regierung mit Hilfe von deutschen Bundesmitteln schnell ausgeweitet. Es bildet nun die dritte Säule unserer ganzheitlichen Aktivitäten im Distrikt Ramechhap.
Mutige Veränderung
Diese Projekte koordinierte ich als Geschäftsführer von FRADS, der noch von Dr. Limberg gegründeten lokalen Nichtregierungsorganisation. Nach vielen Beratungen mit lokalen Experten, Vertretern anderer Organisationen und der Regierung haben wir uns 2020 entschlossen, eine eigene INGO (internationale Nichtregierungsorganisation) in Nepal zu gründen. Dies ermöglicht es uns, unser breites Partnernetzwerk leichter zu koordinieren und zu betreuen, ein unabhängiges Monitoring der Projekte durchzuführen und zusätzliche Netzwerke mit lokalen Partnern und Freunden aufzubauen.
Nächste Schritte
Ich fühle mich sehr gefordert, bin aber hoch motiviert. Die Projektinvestitionen haben sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Statt einem Partner wirken nun neun Projekt-Organisationen mit uns zusammen, damit die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von Bhandar eine Zukunft haben. Derzeit befinden wir uns, trotz Corona- Beschränkungen, mit der nepalesischen Regierung im Gespräch, um unser Projektprogramm für die nächsten Jahre abzustimmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam in den nächsten fünf Jahren viel erreichen können – es ist eine spannende Zeit.