Auf Einladung von Childaid Network kamen am 27. April 2022 Vertreter von mehr als 20 Regierungsinstitutionen, Bildungseinrichtungen und NGOs zusammen. Gemeinsam diskutierten die Bildungsexperten die Auswirkungen der Pandemie auf den Bildungssektor und besprachen die notwendigen Schritte zur Schließung entstandener Bildungslücken.
Bis zu 50% Lernrückstand in ländlichen Regionen
In den Jahren 2020 und 2021 haben viele Schülerinnen und Schüler einen großen Teil des Unterrichts verpasst. So hat ein Kind, das jetzt in der 3. Klasse ist, nur rund 50% des Lernstoffes in der Schule durchgenommen. Dementsprechend lückenhaft ist das Lernniveau vieler Kinder. Vor allem Kinder aus unterprivilegierten Familien sind betroffen. Die Familien wohnen meist in ländlichen Gebieten ohne ausreichende Stromversorgung. Zugang zu digitalen Geräten und damit auch zum Online Unterricht blieb ihnen verwehrt.
Hohes Risiko für frühzeitigen Schulabbruch
Die Experten sind sich einig, dass die momentanen Lernrückstände nun schnell aufgeholt werden müssen, damit die Kinder überhaupt eine Chance haben, dem Stoff der nächsten Klasse zu folgen. Im Fokus sollten dabei Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen stehen. „Andernfalls ist das Risiko enorm hoch, dass wir in Kürze hohe Raten an vorzeitigen Schulabbrüchen sehen“, so Dr. Martin Kasper, Vorstand von Childaid Network.
Unterstützung muss von mehreren Seiten kommen
In zwei Panels diskutierten die Teilnehmer der Konferenz, welche konkreten Schritte zu unternehmen sind und welche Akteure sich einbringen müssen, um die Lernlücken möglichst rasch und nachhaltig zu schließen. Es besteht Einigkeit darüber, dass sowohl seitens der Regierung als auch seitens der Zivilgesellschaft große Anstrengungen nötig sind, um das Problem anzugehen. Konkrete Schritte beinhalten die Erstellung von zusätzlichen Arbeitsblättern, die Organisation von extra Unterrichtseinheiten und die Anwerbung und Ausbildung freiwilliger Helfer.
Modelle zur Anpassung des akademischen Lehrjahres
Um möglichst rasch Fortschritte zu erzielen, wird über die Anpassung des akademischen Lehrjahres nachgedacht. Die strategischen Ansätze sind jedoch unterschiedlich. Während die assamesische Landesregierung in manchen Distrikten das ehrgeizige Ziel verfolgt, entstandene Lernlücken in einem Zeitraum von drei bis fünf Monaten schließen zu können, sind die Vertreter der Hilfsorganisationen der Auffassung, dass ein Zwei-Jahres-Programm nötig ist, um die Kinder wieder auf ihren altersgerechten Lernstand zu bringen.
Erste Programme laufen bereits mit Unterstützung von Childaid Network
Die lokalen Organisationen Aide et Action und the Ant präsentierten ihre bereits angelaufenen Programme zur Schließung von Bildungslücken. So hat die Organisation The Ant bereits Lernprogramme an 150 staatlichen Schulen in „Lower Assam“ gestartet und spezielle Lernzentren eröffnet. Beide Organisationen werden von Childaid Network und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt.
Mr. Deep Jyoti Sonu Brahma und andere Teilnehmer präsentieren ein Modell zur Integration neuer Lerneinheiten in das bestehende Lehrjahr.
Dr. Nirada Devi, Direktorin des staatlichen Rats für Bildungsforschung präsentiert zusätzliches Lehrmaterial, das ab sofort im Unterricht eingesetzt werden soll.